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Jill Barber: Homemaker (Review)

Artist:

Jill Barber

Jill Barber: Homemaker
Album:

Homemaker

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Americana, Pop, Folk

Label: Outside Music
Spieldauer: 34:53
Erschienen: 10.02.2023
Website: [Link]

Bereits elf Alben hat die kanadische Musikerin inklusive „Homemaker“ hervorgebracht und damit speziell über dem großen Teich viel Begeisterung und Anerkennung sowie Preise eingeheimst, denn genau dort liebt man diese Kombination aus Amnericana-Sounds voller Familiensinn mit ruhigem Folk-Appeal und einem 'pedalsteeligen' Country-Touch. In unseren Breiten ist sie bei weitem noch nicht so sehr angesagt, selbst wenn wir bereits zu ihrem 2018er-Album „Metaphora“ feststellten, „dass sie herkömmlichen Folk Pop bis Rock ein fortschrittliches, manchmal sogar trotziges Antlitz verleiht“. Genau das kann man auch für „Homemaker“ unterschreiben, wobei man speziell Barbers unverkennbare hohe Stimme mit dieser zart 'nelig-nasalen' Note hervorheben muss, welche dem Album seine Einzigartigkeit verleiht, denn die zehn folk-affinen Songs von „Homemaker“ tragen sonst die Aura großer Folk-Ladies der 60er- und 70er-Jahre in sich.

In ihren Texten und größtenteils ruhig gehaltenen Songs setzt die musikalische 'Hausfrau' zudem auf eine gehörige Portion Intimität, wenn sie sich beispielsweise in der wunderschönen Ballade „My Mother's Hand“ bei ihrer Mutter dafür entschuldigt, dass sie es durch ihre Verantwortung als eigene Mutter nicht schaffte, ihr – wie sonst immer – einen Brief zum Geburtstag zu schreiben, sondern sie nur über die elektronischen Medien kontaktieren konnte.
So wird dieser Song zu einer ganz persönlichen Entschuldigung für Jills Versäumnis ihrer Mutter gegenüber. Ein Song statt einem Brief – und an dem dürfen wir nunmehr alle teilhaben.
Und kann man seiner Mutter als Musikerin eigentlich ein schöneres Geschenk machen als dieses?

Das gesamte Album durchzieht zudem fast konzeptionell Barbers 'hausgemachte' Reflexionen zur Ehe und Mutterschaft, sodass es mit der Liebeserklärung an ihren Mann „Still In Love“, einer thematischen Zusammenfassung ähnlich, endet: „This is love at first light / This is love at worst fight / I'm still yours, you're still mine / After all of this time...“

In „Beautiful Life“, dem wohl kritischsten Stück auf „Homemaker“, rechnet die kanadische Musikerin unerbittlich mit der Twitter-, TikTok-, Facebook- und Sich-Sonstwie-Medienaufgeilenden Community ab, denen selbstverliebte Fotos auf ihrem Phone wichtiger als das 'natürliche', nicht von Heile-Welt-Fotos bestimmte Leben ist: „I may not influence another, be the world's greatest mother or a model wife / But I don't need a pretty picture to know I've got a beautiful life.“

Sogar die Freunde von SLOW LEAVS kommen bei „Homemaker“ auf ihre Kosten, wenn sie „Joint Account“ hören, bei dem deren Sänger GRANT DAVIDSON mitsingt, sodass dieser Song zum geheimen Favoriten des Albums wird, woran auch die gelungenen, romantischen Streicherpassagen von Cello und Violine beitragen.
Zwei Instrumente die hervorragend zur Musik hinter „Homemaker“ passen und daher auch auf gleich vier Songs zum Einsatz kommen.

Das Album verbreitet nicht nur von der Musik einen umwerfenden Retro-Charme, sondern auch von seiner Gestaltung her.
JILL BARBER ist es eben wichtig, dass „Homemaker“ auch auf LP erscheint – die es als limitierte Version auf durchsichtigem Vinyl zu erstehen gibt – sondern dieser auch ein feuerrotes Textblatt beiliegt. Der Sound darauf entfaltet zudem eine so herrliche Wärme, als würde man am heimischen Kamin sitzen und dort eine romantische Musikstunde verbringen.
Was können Songs, die sich hinter dem Album-Titel „Homemaker“ verbergen, eigentlich mehr wollen?

So verkommt bei JILL BARBER der Begriff 'Hausfrau' tatsächlich nicht zum Schimpfwort von in der Zeit stehengebliebenen familiären Verteilungs- und Wertevorstellungen, die alle junge weibliche Dynamik ausbremsen, sondern zu dem, was ein „Homemaker“ (Ja, liebe Freunde und Freundinnen, dieser Titel kann eben nicht gegendert werden, so wie es sich viele junge aufstrebende Zeitgenossen und Zeitgenossinnen sicher wünschen werden!) tatsächlich ist: Eine liebevolle familiäre Tradition, die nicht nur eine Vergangenheit und Gegenwart, sondern auch eine wahre Zukunft hat. Man muss es nur wollen, denn es kommt darauf an, was man daraus macht und nicht, wie man damit irgendwelche Vorurteile bedient.
JILL BARBER jedenfalls hat daraus ein Album entstehen lassen, das klangvoll die Schönheiten aller „Homemaker“ zum Ausdruck bringt: „Thinking who am I? […] Am I everything I thought I would be? / I know I'm somebody's mother, somebody's lover / And it's playing out in scenes / And I'm driving and I'm trying to be / The woman of my own dreams.“

FAZIT: Wenn JILL BARBER einen Lobgesang auf das Leben als Hausfrau anstimmt, dann singt sie aus Erfahrung und viel Liebe – alles, was eben eine Familie ausmacht. „Homemaker“ ist der vertonte kanadische Traum im Folk- und Americana-Sound mit intimen Texten rund um Familie, Ehe und Selbstbestimmung ohne dabei irgendwie angestaubt oder überholt, aber auf angenehme Weise echt retro zu klingen. Tatsächlich ein „Beautiful Life“.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1597x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (17:27):
  • Instant Cash For Gold (3:07)
  • Beautiful Life (3:21)
  • Homemaker (4:13)
  • Joint Account (3:06)
  • Woman Of My Own Dreams (3:40)
  • Seite B (17:26):
  • Hell No (3:27)
  • My Mother's Hand (3:40)
  • Big Eyes (3:11)
  • Helium (3:49)
  • Still In Love (3:19)

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